ÖB 01/2024: „Kleines Plus zum Auftakt“

Das Ökonomen-Barometer von €uro am Sonntag legt
im Januar zu. Konjunkturlage bleibt angespannt.

Von Wolfgang Ehrensberger

In einem eingetrübten konjunkturellen Umfeld hat das Ökonomen-Barometer von €uro am Sonntag einen positiven Jahresauftakt hingelegt. Darin kommt ebenso wie beim überraschend gestiegenen Mannheimer ZEW-Index der Konjunkturerwartungen die Hoffnung auf eine Belebung der Wirtschaft im
Jahresverlauf zum Ausdruck. So ist im Ökonomen-Barometer der Wert zur aktuellen Konjunktureinschätzung für Deutschland im Januar um 1,6 Prozent auf 30,4 Punkte gestiegen. Die Prognose für die kommenden zwölf Monate legte um 7,5 Prozent auf 26,5 Punkte zu (siehe Grafik). Das Barometer
bleibt damit aber weit unter der 50-Punkte-Marke, die den Übergang zum Wirtschaftsaufschwung markiert. Wie das Statistische Bundesamt zu Wochenbeginn mitteilte, ist die deutsche Wirtschaft im vergangenen Jahr erstmals seit dem Corona-Jahr 2020 geschrumpft. Das Bruttoinlandsprodukt ging demnach um 0,3 Prozent zurück. Hohe Inflation, gestiegene Zinsen und eine verhaltene Weltkonjunktur haben dazu beigetragen. Lieferengpässe drosseln die Wirtschaft, am Bau herrscht Flaute.

„Erinnert an 2000er-Crash“

Nach rascher Besserung sieht es auch 2024 nicht aus. „Es bleibt schwierig“, sagte VP-Bank-Chefvolkswirt Thomas Gitzel gegenüber €uro am Sonntag (siehe Interview links). „Deutschland hat ein Problem, wenn der Welthandel schwach ist.“ Ähnlich äußerten sich die Chefvolkswirte Alexander Krüger
(Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank) und Jörg Krämer (Commerzbank). „Bedenklich ist, dass die deutsche Wirtschaft seit dem Ausbruch von Corona kaum gewachsen ist“, sagte Krämer. „Das ist selten und weckt Erinnerungen an die Jahre nach dem Platzen der Aktienmarktblase Anfang des Jahrtausends.“ Einige der Experten halten ein weiteres Rezessionsjahr für nicht ausgeschlossen. Die meisten Volkswirte rechnen auch nicht damit, dass die Europäische Zentralbank (EZB) mit raschen Zinssenkungen gegensteuert. Zum
einen ist das Inflationsziel noch nicht erreicht, zum anderen läuft die Konjunktur in vielen Euroländern (mit Ausnahme Deutschlands) sogar relativ gut. Immerhin 27 Prozent der Teilnehmer des Ökonomen-Barometers erwarten, dass die EZB bereits im zweiten Quartal die Zinsen senkt. 25 Prozent halten das im dritten Quartal für wahrscheinlich, 17 Prozent im vierten, und fast 30 Prozent erst im Jahr 2025. An den Börsen herrscht derzeit deutlich mehr Zinsoptimismus. Dort wird die Wahrscheinlichkeit einer ersten EZB-Zinssenkung im April auf 93 Prozent taxiert. Aus Sicht des niederländischen Notenbankchefs Klaas Knot sind die Märkte mit diesen Zinssenkungserwartungen zu voreilig. Die EZB will vor allem die Lohnentwicklung noch genauer im Auge behalten.