Das Ökonomen-Barometer hat im Dezember seinen moderaten Abwärtstrend der vergangenen Monate fortgesetzt. Der Wert für die aktuelle Einschätzung der deutschen Konjunktur ging zum Jahresende um 1,9 Prozent auf 62,7 Punkte zurück. Innerhalb des Jahres 2018 ist das Ökonomen-Barometer von €uro am Sonntag und dem Nachrichtensender n-tv von seinem absoluten Höchststand im Januar (77,2 Punkte) um 14,5 Punkte gefallen.
von Wolfgang Ehrensberger, €uro am Sonntag (zum Artikel auf finanzen.net)
Im selben Zeitraum sind die Erwartungen für die wirtschaftliche Entwicklung der kommenden zwölf Monate noch deutlicher um rund 25 Punkte von 87,7 auf 52,8 Punkte gefallen. Nach den Rekordständen vor zwölf Monaten liegen die Werte damit wieder auf einem Normalmaß nahe der 50-Punkte-Stagnationslinie.
Sorgen vor einer Rezession in Deutschland hält der Konjunkturchef des DIW-Instituts, Claus Michelsen, derzeit aber für übertrieben. Die nunmehr vom DIW erwarteten 1,5 Prozent Wachstum für 2018 und 1,6 Prozent für 2019 seien eher eine Normalisierung nach Jahren des überdurchschnittlichen Wachstums.
Neben dem US-Handelsstreit zählt der Austritt der Briten aus der EU für die meisten der in der Dezember-Erhebung befragten Ökonomen zu den größten Herausforderungen für die deutsche Wirtschaft im kommenden Jahr. Beim Brexit sind aus Sicht der führenden Volkswirte vor allem zwei Varianten absehbar: Entweder kommt es zu einem teilweise koordinierten Austritt auf Basis des EU-Abkommens – was 31 Prozent der Befragten für am wahrscheinlichsten halten – oder es wird ein zweites Brexit-Referendum geben, was immerhin 30 Prozent erwarten. Diese Variante hatte diese Woche unter anderem die französische Regierung, aber auch die britische Arbeitsministerin Amber Rudd ins Spiel gebracht, falls das Parlament den Brexit-Vertrag mit der EU ablehne. Rudd sagte, damit hätte man ein „plausibles Argument“ für ein zweites Referendum. Die britische Premierministerin Theresa May hatte ein solches Szenario zurückgewiesen.
Einen „geordneten Brexit“ erwarten nur noch sieben Prozent der befragten Volkswirte. Dagegen rechnen 15 Prozent mit einem „harten Brexit“ ohne Abkommen mit der EU. Und 13 Prozent können sich sogar vorstellen, dass Großbritannien einfach zu den derzeitigen Bedingungen in der EU verbleibt. Nach einem jüngst ergangenen Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) ist ein solcher Rückzieher rechtlich möglich.
EU-Notfallplan vorbereitet
Das Risiko eines chaotischen
Ausscheidens Großbritanniens
aus der EU am 29. März ohne Regelwerk
ist zuletzt deutlich gestiegen.
Die britische Regierung
findet derzeit keine Mehrheit im
Parlament für den Ausstiegsvertrag. In der vergangenen Woche
war Premierministerin May mit
dem Versuch gescheitert, der
EU weitere Zugeständnisse abzutrotzen.
Unterdessen bereitet die
EU-Kommission für den Fall eines
chaotischen Brexit einen
Notfallplan vor, um den Zusammenbruch
des Güter- und Luftverkehrs
abzuwenden. Auch die
Finanzströme sollen weiter fließen,
ebenso Zoll- und Handelsbestimmungen
gelten.
Die im Ökonomen-Barometer
befragten Volkswirte sehen in
dem sich abzeichnenden Austritt
vor allem ein „dramatisches
Politikversagen“, so Gerhard
Wegner von der Universität Erfurt.
85 Prozent der Ökonomen
gehen für diesen Fall von Wachstumseinbußen
für die Insel aus.
Für Europa erwarten dies noch
53 Prozent. Immerhin 34 Prozent
rechnen mit einem neutralen
Effekt auf die Wirtschaft und
zwölf Prozent sogar mit höherem
Wachstum.
Dazu zählt auch David Stadelmann
von der Uni Bayreuth:
„Wenn Großbritannien es
schafft, intern effizienter zu
werden und mit besseren Regulierungen
und besserer Wirtschaftspolitik,
dann könnte das
Wirtschaftswachstum des Landes
auch höher ausfallen.“
Dagegen erwartet der Chefökonom
der Deutschen Bank,
David Folkerts-Landau, im Fall
eines harten Brexit deutliche
Wachstumseinbußen in Euro-
pa. Ein ungeregelter Ausstieg
ohne Abkommen könne demnach
das Wachstum in der Eurozone
um etwa 0,6 Prozentpunkte
schmälern. Eskaliere
der Handelskonflikt mit den
USA, seien weitere 0,3 Prozentpunkte
gefährdet.
Schädlicher als Finanzkrise
Der britische Notenbankchef
Mark Carney hat unterdessen
für den Fall eines ungeregelten
Ausstiegs ebenfalls vor massiven
Folgen für die britische Wirtschaft gewarnt. Dies könne
noch stärkere Schäden anrichten
als die Finanzkrise vor zehn
Jahren, warnte er.
Die britische Notenbank hält
derzeit wegen des Brexit ihre
Füße still. Die Währungshüter
beschlossen am Donnerstag einstimmig,
den Leitzins zur Versorgung
der Geschäftsbanken
mit Geld bei 0,75 Prozent zu belassen.
Die Unsicherheiten im
Zusammenhang mit dem nahenden
EU-Ausstieg des Landes hätten
sich seit der Sitzung im
November
erheblich verstärkt,
begründete die Bank ihre Zurückhaltung.
Dies belaste die
Finanzmärkte.
Die Pfund-Wächter hatten
den Schlüsselsatz im August auf
das höchste Niveau seit rund
einem
Jahrzehnt angehoben.
Volkswirte waren zuletzt davon
ausgegangen, dass sie ihn erst
wieder nach dem EU-Ausstieg
anheben werden – sofern die
wirtschaftliche Entwicklung
dies nahelegt.
Neben dem US-Handelsstreit zählt der Austritt der Briten aus der EU für die meisten der in der Dezember-Erhebung befragten Ökonomen zu den größten Herausforderungen für die deutsche Wirtschaft im kommenden Jahr. Beim Brexit sind aus Sicht der führenden Volkswirte vor allem zwei Varianten absehbar: Entweder kommt es zu einem teilweise koordinierten Austritt auf Basis des EU-Abkommens – was 31 Prozent der Befragten für am wahrscheinlichsten halten – oder es wird ein zweites Brexit-Referendum geben, was immerhin 30 Prozent erwarten. Diese Variante hatte diese Woche unter anderem die französische Regierung, aber auch die britische Arbeitsministerin Amber Rudd ins Spiel gebracht, falls das Parlament den Brexit-Vertrag mit der EU ablehne. Rudd sagte, damit hätte man ein „plausibles Argument“ für ein zweites Referendum. Die britische Premierministerin Theresa May hatte ein solches Szenario zurückgewiesen.
Einen „geordneten Brexit“ erwarten nur noch sieben Prozent der befragten Volkswirte. Dagegen rechnen 15 Prozent mit einem „harten Brexit“ ohne Abkommen mit der EU. Und 13 Prozent können sich sogar vorstellen, dass Großbritannien einfach zu den derzeitigen Bedingungen in der EU verbleibt. Nach einem jüngst ergangenen Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) ist ein solcher Rückzieher rechtlich möglich.
EU-Notfallplan vorbereitet
Das Risiko eines chaotischen
Ausscheidens Großbritanniens
aus der EU am 29. März ohne Regelwerk
ist zuletzt deutlich gestiegen.
Die britische Regierung
findet derzeit keine Mehrheit im
Parlament für den Ausstiegsvertrag. In der vergangenen Woche
war Premierministerin May mit
dem Versuch gescheitert, der
EU weitere Zugeständnisse abzutrotzen.
Unterdessen bereitet die
EU-Kommission für den Fall eines
chaotischen Brexit einen
Notfallplan vor, um den Zusammenbruch
des Güter- und Luftverkehrs
abzuwenden. Auch die
Finanzströme sollen weiter fließen,
ebenso Zoll- und Handelsbestimmungen
gelten.
Die im Ökonomen-Barometer
befragten Volkswirte sehen in
dem sich abzeichnenden Austritt
vor allem ein „dramatisches
Politikversagen“, so Gerhard
Wegner von der Universität Erfurt.
85 Prozent der Ökonomen
gehen für diesen Fall von Wachstumseinbußen
für die Insel aus.
Für Europa erwarten dies noch
53 Prozent. Immerhin 34 Prozent
rechnen mit einem neutralen
Effekt auf die Wirtschaft und
zwölf Prozent sogar mit höherem
Wachstum.
Dazu zählt auch David Stadelmann
von der Uni Bayreuth:
„Wenn Großbritannien es
schafft, intern effizienter zu
werden und mit besseren Regulierungen
und besserer Wirtschaftspolitik,
dann könnte das
Wirtschaftswachstum des Landes
auch höher ausfallen.“
Dagegen erwartet der Chefökonom
der Deutschen Bank,
David Folkerts-Landau, im Fall
eines harten Brexit deutliche
Wachstumseinbußen in Euro-
pa. Ein ungeregelter Ausstieg
ohne Abkommen könne demnach
das Wachstum in der Eurozone
um etwa 0,6 Prozentpunkte
schmälern. Eskaliere
der Handelskonflikt mit den
USA, seien weitere 0,3 Prozentpunkte
gefährdet.
Schädlicher als Finanzkrise
Der britische Notenbankchef
Mark Carney hat unterdessen
für den Fall eines ungeregelten
Ausstiegs ebenfalls vor massiven
Folgen für die britische Wirtschaft gewarnt. Dies könne
noch stärkere Schäden anrichten
als die Finanzkrise vor zehn
Jahren, warnte er.
Die britische Notenbank hält
derzeit wegen des Brexit ihre
Füße still. Die Währungshüter
beschlossen am Donnerstag einstimmig,
den Leitzins zur Versorgung
der Geschäftsbanken
mit Geld bei 0,75 Prozent zu belassen.
Die Unsicherheiten im
Zusammenhang mit dem nahenden
EU-Ausstieg des Landes hätten
sich seit der Sitzung im
November
erheblich verstärkt,
begründete die Bank ihre Zurückhaltung.
Dies belaste die
Finanzmärkte.
Die Pfund-Wächter hatten
den Schlüsselsatz im August auf
das höchste Niveau seit rund
einem
Jahrzehnt angehoben.
Volkswirte waren zuletzt davon
ausgegangen, dass sie ihn erst
wieder nach dem EU-Ausstieg
anheben werden – sofern die
wirtschaftliche Entwicklung
dies nahelegt.