ÖB 03/2017 (Spezial): „Ökonomen-Barometer: Finger weg vom Top-Gehalt“

Topmanager erhalten Topgehälter. Die von €uro am Sonntag und dem Nachrichtensender n-tv im Rahmen des Ökonomen-Barometers befragten Volkswirte halten die Spitzenverdienste deutscher Konzernlenker für richtig: 61 Prozent lehnen eine gesetzliche Deckelung der Managergehälter, wie zuletzt von der SPD gefordert, rundweg ab.

von Sonja Funke, €uro am Sonntag (zum Artikel auf finanzen.net)

„Es ist nicht Aufgabe des Staats, sich bei Unternehmen in private Eigentümerrechte einzumischen. Im Fußball oder in der Formel 1 tut er es ja auch nicht“, sagte Juergen Donges, Emeritus am Institut für Wirtschaftspolitik der Universität Köln. Der Staat könne gar nicht wissen, welches das „richtige“ Höchstgehalt sei. Es sei viel mehr an den über die Dividende direkt betroffenen Aktionären, dies zu entscheiden.

Donges spricht damit für die Mehrheit der Befragten: 57 Prozent halten die Eigentümer, also die Aktionäre, für die richtige Instanz zur Festsetzung der Gehälter. Nur zehn Prozent sehen diese Aufgabe explizit beim Aufsichtsrat, der in der Regel paritätisch besetzt wird. Hans Jürgen Schlösser von der Universität Siegen sieht an dieser Stelle Bedarf für Verbesserungen: „Die Aktionäre müssen mehr Einfluss bekommen.“ Er erinnert aber: „Gesetzliche Regelungen widersprechen der Vertragsfreiheit.“

Keine Grenze für Gehälter

Eine Höchstgrenze für die Gehälter deutscher Topmanager halten die befragten Ökonomen ohnehin nicht für angebracht. Nur ein Viertel möchte die Gehälter auf unter zehn Millionen Euro begrenzen. „Gerechtigkeit soll über Besteuerung, nicht über Höchstgrenzen erzielt werden, fordert Martin Kocher, Lehrstuhlinhaber an der Universität München.

Die Pflicht zur allgemeinen Offenlegung der Vorstandsbezüge – inklusive des Prämienwerts der Versorgungsanwartschaften – erachtet hingegen Karl Mosler vom Lehrstuhl für Statistik und Ökonometrie in Köln für sinnvoll.

SAP-Chef ist Spitzenreiter

Im vergangenen Jahr erhielten die Chefs der DAX-Konzerne laut einer Studie der Beratungsfirma Willis Towers Watson sechs Prozent mehr Gehalt als 2015. Im Schnitt stieg das Jahresgehalt der Konzernlenker von 5,2 auf 5,5 Millionen Euro.

Spitzenverdiener unter den DAX-Chefs war laut der Studie SAP-Lenker Bill McDermott mit einer ausbezahlten Direktvergütung von 13,4 Millionen Euro. Am wenigsten erhielt der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Lufthansa, Carsten Spohr, mit 2,3 Millionen Euro.

Im Vergleich zum deutschen Durchschnittsverdienst (48 936 Euro) ist das absurd viel, im Vergleich zu US-Bossen wenig: Laut Towers Watson hätten die Vorstandschefs der Technologiekonzerne Oracle und Microsoft 2016 auf vergleichbarer Basis 37 beziehungsweise 16 Millionen Euro erhalten.